Englisch – unlogisch, aber einfach zu lernen
Die englische Sprache ist dankwertensweise sehr leicht zu lernen – obwohl sie einige eklatante unlogische Grammatikeigenschaften vorweist. Hier findest Du zwei unterhaltsame Beispiele:
Koreanisch – logisch, aber sehr schwierig zu lernen
Ich habe ja nicht geahnt, worauf ich mich da einließ als ich Lust bekam koreanisch zu lernen. Seit kurzem betreibe ich „koreanisch lernen“ als eine Art Denksport und Alzheimer-Prävention. Ich habe schon einige Sprachen gelernt, aber nie hat mein Gehirn so geraucht wie bei dieser außereuropäischen Sprache.
Koreanisch kann man wohl zu den 5 Sprachen weltweit mit der anspruchvollsten Grammatik zählen.
Einige Sprachen lassen sich schwer lernen, weil man als Ausländer die Töne nicht gut erzeugen kann, andere Sprachen trumpfen mit 37 Fällen oder 3000 Schriftzeichen und anderen Spezialitäten auf.
Das koreanische Alphabet ist wohl das einzige Alphabet der Welt, was extra für diese Sprache erfunden wurde, es ist logisch aufgebaut und leicht erlernbar. Koreanisch lesen lernen ist also machbar – das hat mich dazu verleitet, zu denken, es wäre ja nicht schwer nun auch noch die Sprache zu lernen… Aber weit gefehlt!
Koreanisch gehört aus zwei Gründen dennoch zu den schwierigsten Sprachen der Welt: Grammatik plus verzwickte Höflichkeitskultur sind eine unschlagbare Kombi! Dazu wird es schnell gesprochen und selbst bei bekannten Vokabeln verstehe ich gesprochene Sprache erst beim 3. Anhören der Lektion.
Seitdem brezelt mein Gehirn, die Synapsen rauchen und ich brüte über Sätzen und Konstruktionen, wundere mich mit der Übersetzungsapp, dass man in einem Satz nicht eines der Wörter wieder findet, dass angeblich darin vorkommt usw.
Die einfachste Änderung ist noch die andere Satzstellung und das oft fehlende Subjekt. Aber dann geht es los:
Koreanisch hat eine sehr ausgefeilte Grammatik, in der nicht nur Verben, sondern eigentlich fast jedes Wort, also auch Adjektive, konjugiert wird! Dazu gibt es Endungen für das Subjekt und das Objekt in jedem Satz – das erinnert mich an alte Lateinstunden, in denen man auch 5 Minuten Grammatikanalyse brauchte, bis man einen Satz übersetzen konnte.
Also auch so ein Wörtchen wie WAS oder WARUM bekommt noch ein passende Endung angehängt. Das ist schon mal echt kompliziert zu lernen.
Dazu gibt es noch andere Endungen – eine für die Frage, eine für die Antwort, Endungen, die man an Orte anhängt und Endungen für Zeitbegriffe und noch einige mehr.
Also kann der Wortstamm eines Wortes in mannigfacher Weise abgewandelt werden.
Es gibt zwei verwendete Zahlensysteme: das chinesische für alles, was man nicht zählen kann und die koreanischen Zahlen, für alles was man zählen kann bis 99. Also Zahlen zwei mal lernen. Dann gibt es noch relativ viele verschiedene Zählwörter, je nachdem was man zählt…
Wenn es um Dinge geht, wird manches einfacher im Koreanischen: Eine Tasche ist eine Tasche und auch ein Rucksack, Koffer usw. Eine Kopfbedeckung wird nicht weiter unterteilt in Hut, Mütze, Kappe usw. Dazu gibt es viele Wörter, die einfach aus dem Englischen übernommen worden sind: Computer, Internet usw.
Ganz anders ist es da mit allem, was das Miteinander betrifft! Unsere Unterscheidung von Du und Sie, also höfliche Sprache und Sprache für Freunde – sogar mit dem Trend zum Du auch bei Unbekannten, all das ist weit entfert von den Regeln, die man beim „sich Ansprechen“ in Korea befolgen muss. Dass direkte Ansprechen mit Namen wird als unhöflich empfunden. Duzen darf man nur gleichaltrige (im gleichen Jahr geboren) oder Kinder. Selbst in sehr engen Beziehungen gibt es oft noch lange oder länger eine höfliche Ansprache.
Familienbeziehungen werden dadurch viel genauer und exakter beschrieben und im Alltag bei der Anrede bedacht: so gibt es unterschiedliche Wörter für die grosse Schwester der Schwester und die grosse Schwester des Bruders. Während wir einfach mütterlichseits oder väterlicherseits dazusagen, gibt es im Koreanischen für jedes Familienmitglied einen präzisen Titel für Verwandte einer Frau und Verwandte eines Mannes, der auch im Alltag verwendet wird! Das ist nicht einzigartig, viele Kulturen sind da ähnlich genau im Beschreiben der Verwandtschaftsbeziehungen – aber dennoch für mich als Deutsche sehr ungewohnt.
Nicht nur, dass es diese genauen Verwandtschafts- Bezeichnungen gibt, das geht soweit, dass viele Koreaner die Namen ihrer Tanten und Onkel gar nicht kennen, da diese immer mit den Familienbezeichnungen angesprochen werden. So ähnlich wie man bei uns früher sagte: „Tante Erna kommt“ – nur dass man eben sogar den Name noch weglässt, sondern nur noch sagt „Tante“ kommt.